Hier in Deutschland feiern an diesem Wochenende viele Menschen das Pfingstfest, was sich vom griechischen Begriff pentēkostē hēméra mit 50. Tag nach Ostern ableiten lässt; an dem die Aussendung des Heiligen Geistes gefeiert wird. Es heißt, alle zum Fest versammelten Menschen hörten die Apostel jeweils in ihrer eigenen Sprache reden. Das wäre ein wunderbares Geschenk, wenn jeder in seiner Sprache sprechen könnte und wir würden uns trotzdem verstehen. Denn manchmal scheint es so, als verstehen wir unser Gegenüber nicht, obwohl wir die gleiche Sprache reden. Ich wuchs mit einem alten Brauch auf, den ich heute noch mag und ausübe, das Singen von Pfingstliedern. So heißt es zum Beispiel in einem Lied: „Komm Heiliger Geist, du göttlicher Gast….“ oder „Oh komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an…“ Wie schön ist es, einen Heiligen (= heilenden oder heilen) Geist einzuladen, einfach loslassen und zu akzeptieren. Durchgesetzt hat sich die Darstellung des Heiligen Geistes als weiße Taube, manchmal auch als Feuerzungen. Doch es gibt auch „Behauptungen“, dass der Heilige Geist ein Synonym für Weiblichkeit oder weibliche Weisheit ist. Bei Wikipedia fand ich unter dem Begriff Pfingsten gleich diese beiden Bilder.
1. Bild links: Ausgießung des heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar (586)
2. Bild rechts: Stundenbuch des Herzogs von Berry Les Très Riches Heures (15. Jh.)
Jeweils in der Mitte befindet sich Maria in einem blauen Gewand. Was wollen uns die Maler sagen? Hier fällt mir wieder eines der o.g. Pfingstlieder ein: „Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“ Auch das können wir meiner Meinung nach derzeit gut gebrauchen. Ich habe mich in letzter Zeit des Öfteren hingesetzt und den „Heiligen Geist“ eingeladen, um klarer in mir zu werden, mein Licht heller scheinen zu lassen. Und so habe ich mich u.a. entschieden, meine Weiblichkeit mehr anzunehmen und andere dabei zu unterstützen. So entstand auch die Einladung zum Workshop „Weiblichkeit“, auf den ich mich sehr freue. Früher sagte ich, ich liebe die Arbeit mit KlientInnen. Heute nehme ich es anders wahr: Ich liebe die Menschen/KlientInnen und habe Mitgefühl. Das verändert das Zusammensein mit anderen. Vielleicht nutzt der eine oder andere die Gelegenheit an Pfingsten (oder einfach immer) den „Heiligen Geist“ einzuladen. Ansonsten ist es nur ein zusätzlicher freier Tag.
Ich wünsche allen Frohe Pfingsten, alles Gute und sage tschüs, bis bald.
Ihre Helga Oberdörster